KSK als Vorreiterin bei der Photovoltaik

KSK als Vorreiterin bei der Photovoltaik

Dass mit Photovoltaikanlagen bei schönem Wetter sehr effizient und umweltfreundlich Strom produziert werden kann, weiss man schon lange. Die Installation solcher Anlagen ist aber aufwendig und hat sich erst in den vergangenen Jahren gemehrt. Die KSK hat jedoch bereits seit 2012 eine solche Anlage auf ihren Flachdächern. Guido Lang, damals Mathe- und Physiklehrer, war verantwortlich für das Projekt, das mit Schülerinnen und Schülern verwirklicht wurde.

Blick von der Anlage auf dem C-Gebäude Richtung A- und B-Gebäude. (Corina Tobler)

Marcello Indino

Schon 2012 konnte im Rahmen einer Technikwoche die erste Photovoltaikanlage der Kantonsschule Kreuzlingen, angeleitet durch den damaligen Mathematik- und Physiklehrer Guido Lang, geplant und umgesetzt werden. Am Projekt wirkten alle Schülerinnen und Schüler der damaligen vierten Klasse mit, also rund 85 Personen. Diese haben in Workshops Kenntnisse zur Energiegewinnung mittels Brennstoffzellen, Photovoltaik und Windenergie gewonnen. Ebenso fanden ein gemeinsames «solares Kochen» sowie eine Exkursion zum multidisziplinären Forschungszentrum für Natur- und Ingenieurwissenschaften, dem Paul Scherrer Institut in Villigen (AG), statt. Das Projekt stiess auch in der Presse auf Resonanz:

Kreuzlinger Zeitung zum Solarstrom-Projekt an der KSK.

Wie dem Satellitenbild zu entnehmen ist, sind heute neben dem Flachdach des Zwischenbaus auch die meisten Dachflächen des Neubaus mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Der gesamte Energiebezug der Kantonsschule Kreuzlingen im Jahr 2022 betrug 190’137.5 kWh. Die Photovoltaikanlage produzierte 53’582.3 kWh, also etwas mehr als einen Viertel davon (28.2 %). 33’358.4 kWh produzierte die Anlage auf den Gebäuden A und B, während jene auf dem Neubau C 20’223.9 kWh produzierte. Davon haben wir 50’191.3 kWh selbst genutzt, während die restlichen 3’391 kWh ins Energienetz eingespeist wurden.

Satellitenaufnahme der KSK. (Google Earth)

Selbstverständlich liefert die Photovoltaikanlage nicht eine konstante Energiemenge und gewährleistet damit nicht durchgehend den gleichen Autarkiegrad. Darunter versteht man den Energiebedarf, den ein Gebäude durch eine eigene Anlage abdeckt. Am tiefsten war der Autarkiegrad 2022 im Wintermonat Dezember mit einem Autarkiegrad von rund 3%. Am höchsten wiederum im Sommermonat Juli, mit einem Autarkiegrad von fast 40%.

In einem aktuellen Interview (19. Juli 2023) erinnert sich Guido Lang an die damalige Technikwoche zurück.

Marcello Indino: Herr Lang, das damalige Projekt wurde unter Ihrer Leitung von Schülerinnen und Schülern vorangetrieben, die sogar dazu bereit waren, einen Teil ihrer Ferien nach Abschluss der Matura zu opfern. War es schwierig, sie zu diesem Engagement zu motivieren?

Guido Lang: Die Themen Energie und Energiewende waren damals schon sehr aktuell. In meinen Klassen hatte es immer Schüler, welche in die Zukunft schauten und die Zukunft mitgestalten wollten. Zudem sind kluge Personen im Teenageralter immer dabei, wenn es etwas nicht Alltägliches zu beginnen gibt. Kurz: Ich brauchte keine Werbung zu machen. Die Teilnehmenden waren von Anfang an begeistert dabei. Wir haben bei der Projektvorbereitung Arbeitsteams gebildet. Die Schüler und Schülerinnen konnten sich ihren Interessen entsprechend einbinden und Verantwortung übernehmen. Es gab damals so etwas wie ein Intranet. Wir bekamen dort eine Plattform, auf der ein Team den Verlauf des Projektes dokumentierte. Eventuell gibt es diese Daten noch.

Guido Lang leitete 2012 die Installation der Solaranlage. (Xing)

Indino: Wie sah es mit der Schulleitung und den zuständigen kantonalen Stellen aus, etwa dem Hochbauamt? Immerhin ist es eher unüblich, dass die Realisierung durch Schülerinnen und Schüler ermöglicht wird, die erst noch unentgeltlich arbeiten, wie den damaligen Unterlagen zu entnehmen ist. Hatten Sie sofort das notwendige Vertrauen?

Lang: Die Schulleitung wollte bei der KSK eine Solaranlage. Bei der ersten Sitzung mit dem Thurgauer Hochbauamt, bei der ich dabei war, schlug ich vor, die Anlage im Rahmen einer Projektwoche mit Schülern zu realisieren. Das kantonale Hochbauamt und die Schulleitung hielten das spontan für einen guten Ansatz und wir durften sofort mit der Planung beginnen.

Indino: Sehen Sie Unterschiede zwischen den Jugendlichen jener Zeit, die sich für das Thema der ökologischen Nachhaltigkeit eingesetzt haben, und der sogenannten Klimajugend von heute?

Lang: Eigentlich sehe ich bei der gebildeten Jugend keinen Unterschied. Ökologie, Umwelt, Ressourcen waren auch damals schon wichtige Themen. Der Unterschied liegt eher darin, dass die Themen heute in der breiten Bevölkerung und in den Medien präsenter sind.

Indino: Gibt es zum Projekt «KSK goes solar» Punkte, die Sie rückblickend ändern würden?

Lang: Eigentlich nicht, nein. Aber vielleicht hätte man die Öffentlichkeit stärker einbinden können.

Indino: Wie hat sich die Photovoltaiktechnik in der Zwischenzeit weiterentwickelt? Oder anders gefragt, müsste man die bestehende Anlage allenfalls ersetzen, um langfristig eine noch höhere Energieeffizienz zu erreichen?

Lang: Das Prinzip der Photovoltaik ist heute noch das gleiche. Das Material ist viel billiger geworden; die Effizienz der Module hat zugenommen. Die Module auf dem Dach haben einen Wirkungsgrad von 15%. Heutige Module haben einen solchen ovn 20 bis 22%. Ich würde die Module nicht austauschen. Photovoltaikmodule haben 25 Jahre Garantie und eine Lebensdauer von 30 Jahren.

Indino: Wo sehen Sie an der KSK – oder ganz im Allgemeinen – noch Potenzial, um einen substantiellen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit leisten zu können?

Lang: Heute liegt der Fokus beim Klima beziehungsweise beim CO2. Das grundlegende Problem unserer Gesellschaft in Bezug auf Ökologie liegt beim Ressourcenverbrauch, von dem der Erdölverbrauch nur ein Teil ist. Die Erde hat Jahrmilliarden funktioniert, weil sie alles rezykliert, alles ist in einen Kreislauf eingebunden. Daran sollte sich die Wirtschaft orientieren. Mit diesem Thema könnte auch eine interessante Technikwoche gestaltet werden, denn da kämen Technik, Physik, Biologie, Chemie, aber auch Geografie und Geschichte zusammen.

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