Warum Totholz alles andere als tot ist

Warum Totholz alles andere als tot ist

Warum räumt der Hausdienst der KSK den Holzhaufen hinter der Turnhalle nicht endlich mal auf? Weil er nicht Abfall, sondern Lebensraum ist und wird. Dasselbe gilt für weiteres Gehölz auf dem Schulhof, wie ein genaueres Hinschauen zeigt.

Annika Jäger

Es knackt und raschelt; macht es einem fast unmöglich, sich lautlos durch den Wald zu bewegen: Das Unterholz. Abgestorbene Äste, Laub und kleine Büsche sind auf vielen Waldböden und an Waldrändern zu finden. Anschleichen: keine Chance. Zudem krabbelt und wuselt es unter den Füssen. Bei genauerem Hinsehen sieht man auf dem Waldboden nicht nur Blätter und Äste, sondern auch Spinnen, Käfer oder Pilze. Genau diese benötigen das tote Holz als Nahrung und Unterschlupf. Käferlarven fressen sich durch das Holz. Die daraus entstehenden Gänge können Nistplätze für Wildbienen bieten oder dienen als Eingang für Pilze und Bakterien. Es dauert Jahre, bis Pilze, Bakterien und Insekten das Totholz zersetzt haben. In dieser Zeit ist es für immer wieder andere Organismen Nahrung und Unterschlupf. Totholz fördert also die Biodiversität.

Platz für Versteck und Nest

Eine Waldgemeinschaft kann auf dem Schulhof nicht angepflanzt werden, aber wichtige Teile davon. Landwirtschaftliches Schnittgut wurde 2019 vor dem C-Gebäude zu einem Zaun, als schöne Aufwertung des Lebensraumes der Ruderalfläche. Der entstandene Zaun begrenzt die Ruderalfläche auf zwei Seiten und bietet den Besuchern einen weiteren Lebensraum. Da sich auch viele Käferarten von Blütenpollen oder Nektar ernähren, bietet das Totholz eine gute Ergänzung zum Nahrungsangebot der Ruderalflächen. Weitere Arten können vom Nahrungsangebot profitieren und viele finden darin finden darin ein gutes Versteck und Nistmöglichkeiten. Daher sind die Insekten selten zu beobachten. Im Sommer jedoch finden auch Pflanzen ihren Weg durch den Zaun und so «blüht» das tote Holz auf.

Der Totholzzaun angrenzend an die Ruderalfläche vor dem C-Gebäude. (Corina Tobler)

Auch Vögeln gefällt’s

Rund um den Schulhof finden sich zudem viele Büsche und Bäume, in denen Blau- und Kohlmeisen sowie Buchfinken nisten. Ein Krähenpärchen hat sich ebenfalls häuslich niedergelassen. Die beiden Krähen ziehen erfolgreich jedes Jahr ein Junges auf und verteidigen ihr Revier gegenüber anderen Krähen, aber auch Elstern. Die Amsel, die jeweils vom First des A-Gebäudes singt, holt sich ihre Würmer nicht nur im Schulhof: Auch das Burgerfeld wird gerne besucht. Die Büsche und Bäume rund um den Schulhof sind also direkt ein doppelter Lebensraum. Denn auch deren Schnittgut wird seit 2019 gesammelt und entweder auf den Zaun oder den Totholzhaufen hinter der Turnhalle gelegt. Hier könnten auch grössere Säugetiere wie Igel Unterschlupf finden. Mit dem vielen Gras und den Büschen rundherum ist ein solches Tier im Sommer kaum zu sehen.

Der Totholzhaufen hinter der Turnhalle könnte Igel beherbergen. (Annika Jäger)

In einem Wald findet sich nicht nur Totholz am Boden. Abgestorbene Bäume sind auch stehend zu finden. So bietet das Holz Nistmöglichkeiten für Spechte oder Siebenschläfer. Ob sich diese auf den Schulhof locken lassen, ist ungewiss. Dennoch wurde der Stamm eines abgestorbenen Baumes nur bis auf 5m gefällt, was auch die Sicherheit für Passanten garantiert. Selbst wenn keine grösseren Tiere den Baum als Nest wählen sollten, so gibt es doch viele Wildbienen und Käferarten, die sich gerne in stehendem Totholz aufhalten und so erweitert auch dieses Holz das Raumangebot auf dem Schulhof.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Mehr Informationen über Totholz gibt es auf der Homepage der WSL, der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee- und Landschaft.

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