Früchte aus dem eigenen Obstgarten

Früchte aus dem eigenen Obstgarten

Die AG Klima gab sich 2020 mit der Umsetzung des Abfallkonzepts nicht zufrieden, sondern plante gleich weiter. Die Idee: Im Schulgarten, der bis dahin immer wieder wild wucherte bis verkümmerte, sollte eine sinnvolle, nachhaltige Nutzung möglich werden. Die Lösung: Unser schuleigener Obstgarten.

Die erste Blüte am Apfelbaum (Sorte Piros) im Obstgarten. Auch die Bienen freut’s. (Corina Tobler)

Sibylle Engeler

Vor einigen Jahren startete ein noch heute andauernder Trend um sogenannte Superfoods, also vorwiegend exotische Obstsorten, Gemüse, Samen oder daraus hergestellte Produkte wie Pulver oder Tabletten, die überdurchschnittlich reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Polyphenolen und anderen wichtigen Pflanzenwirkstoffen seien. Schon der Verzehr kleiner Mengen soll den täglichen Bedarf an bestimmten Vitaminen oder Mineralien decken. Sie gelten als Wundermittel gegen das Altern oder sollen vor Krebs, Schlaganfällen oder Herzinfarkten schützen. Andere sollen uns besonders leistungsfähig machen, das Immunsystem stärken oder beim Abnehmen helfen.

Allerdings sind viele dieser exotischen Superfoods mit Schadstoffen belastet und im Vergleich zu heimischem Gemüse und Früchten sehr teuer und wenig nachhaltig, da ihre Kultivierung viele knappe Ressourcen verbraucht und die Ernten oft mit dem Flugzeug weit transportiert werden müssen. Glücklicherweise wachsen auch in der Schweiz und gerade auch auf dem Schulhof der Kantonsschule Kreuzlingen einheimische Superfoods, nämlich Äpfel, Johannis- und Heidelbeeren. Zu verdanken haben wir dies der Initiative der AG Klima, deren Mitglieder – Schüler und Lehrpersonen – im Frühling 2021 ihre Freizeit dafür einsetzten, einen Obstgarten vor dem B-Gebäude zu pflanzen. Zwei Halbstammapfelbäume sowie verschiedene Beerensträucher wurden angepflanzt. Die Bäume werden, neben der Ernte, in ein paar Jahren einen weiteren Vorteil haben. Sie sollen eine genügend grosse Krone aufweisen, dass man sich auch darunter in den Schatten setzen und die Früchte geniessen kann. Unter den Bäumen und zwischen den Büschen ist der Boden nicht stark bewachsen. Somit lassen sich hier teilweise Nesteingänge von bodennistenden Bienen beobachten.

Wie der Thurgau zum Apfel kam

Doch zurück zu den Superfoods, die im Obstgarten wachsen: Der Apfel spielt in allen eurasischen Kulturen wichtige symbolische Rollen, er wird in Märchen und Mythen thematisiert und findet sich auch oft in der Kunst. Auch als Wirtschaftszweig ist er, gerade im Thurgau, sehr wichtig. Laut Schätzungen gibt es 210’000 Hochstammapfelbäume und 1600 Hektaren Obstkulturen in unserem Kanton. Seit etwa 150 Jahren wird der Thurgau aufgrund des Apfelanbaus und seiner Form, die an Indien erinnert, Mostindien genannt. Obwohl wir den Apfel als typisch für den Thurgau empfinden und dieses Image auch touristisch genutzt wird, zeigen Genanalysen ein anderes Bild. Diesen Analysen zufolge stammt unser Kulturapfel vom Asiatischen Wildapfel ab, welcher in Kasachstan heimisch war. Die Früchte oder Samen wanderten mit Händlern entlang der Seidenstrasse nach Westen. Während der Ausdehnung des Römischen Reiches wurden die Äpfel immer weiter im Herrschaftsgebiet verteilt und gelangten schliesslich nach Mitteleuropa und in die Schweiz.

Auf dem Weg von Kasachstan gegen Westen kreuzten sich die Wege des wilden asiatischen Vorfahrens mit dem Europäischen Wildapfel (Malus sylvestris). Da Apfelbäume Fremdbefruchter sind (es braucht also Pollen von einem anderen Apfelbaum für die Befruchtung der Blüten) wurden die entlang der Seidenstrasse wachsenden Bäume von Malus sylvestris auch vom Pollen der einheimisch wachsenden Wildäpfel (M. sieversii) befruchtet. Diese Genübertragungen vom Europäischen Wildapfel in den Genpool des Asiatischen Wildapfels führten schliesslich zu dem heutigen Apfel.

Europa und Asien vereint

Der Mensch veränderte die Äpfel auch aktiv, indem er die besten Früchte selektierte und begann, diese gezielt anzubauen. Nach und nach veränderte sich so die Qualität der Früchte. Heutzutage gibt es über 1000 Sorten von Äpfeln, davon sind aber nur ein paar Dutzend wirtschaftlich bedeutend. Genanalysen zeigten, dass der Kulturapfel während des Domestizierungsprozesses die grossen Früchte von M. sieversii erbte und das feste Fruchtfleisch sowie der Geschmack auf M. sylvestris zurückgehen.

Das bekannte Zitat «An apple a day keeps the doctor away» besagt, dass ein Apfel pro Tag einem den Arzt vom Leibe hält und man somit hoffentlich eben gesund bleibt. Äpfel sind also ein richtiger Superfood.

Selber pflücken ist für KSKler erwünscht

Heidelbeeren und Johannisbeeren sind ebenfalls reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen und sollen entzündungshemmend wirken. Sie sind also lokal wachsende Vieleskönner und schmecken erst noch vorzüglich.

Vergisst man nun mal seinen gesunden Znüni zu Hause, kommt man seit Sommer 2021 gratis zu einer Portion gesunder Früchte, man muss sie nur auf dem Schulhof pflücken gehen. Sind die Früchte reif, wird es den Angehörigen der Kanti rechtzeitig über Instagram oder andere Kanäle mitgeteilt.

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