Ihr Quaken ist im Frühjahr unüberhörbar: Die Wasserfrösche im Teich machen sich regelmässig lautstark bemerkbar. Sie sind aber nicht die einzigen Tiere, die viel Zeit im und um den KSK-Teich verbringen. Auch ein Entenpärchen ist hier jährlich zu Gast. Eine imaginäre Aufzeichnung des tierischen Teichgeflüsters.
Annika Jäger
Im Sommer wimmelt der Bodensee von Leben. Segelboote, SUPs, Kanus und Gummiboote gleiten über das Wasser und pausieren am Ufer. Das lustige Treiben erfreut aber nicht alle. Hier erzählt das Entenpärchen Emma und Emil seine Geschichte.
«Heute ist aber auch wieder besonders viel los! Ein Motorboot hat schon wieder den gesetzlichen Mindestabstand zum Naturschutzgebiet von 25 Metern nicht eingehalten! So eine Frechheit! Die jungen Küken des Blesshuhns waren ganz verstört und konnten sich kaum beruhigen! Und auch mir geht das Ganze hier gehörig auf die Nerven.»
«Du hast Recht, Emil, es ist mal wieder wirklich viel los hier. Aber weisst du was? Gestern bin ich mal wieder über die Kantonsschule Kreuzlingen geflogen und da sind mir die zwei kleinen Teiche der Kanti aufgefallen. Lass uns doch einen Ausflug machen! Ich glaube, da ist es ruhiger». Die Blesshuhn-Mutter schaut neidisch auf die beiden davonfliegenden Enten. Ob Sie an der Kanti die ersehnte Ruhe finden?
Im Biotop der Kanti angekommen, werden sie sofort freudig begrüsst. «Ah, wieder mal Besucher vom grossen See? Sucht ihr ein wenig Ruhe?» quakt der Wasserfrosch. «Ruhe??» mault der Fadenmolch. «Ja, jetzt habt ihr Glück, im Moment ist es wirklich schön ruhig hier. Aber vor ein paar Monaten, im Frühling, war es kaum auszuhalten. Die Frösche mit ihrer Balz, furchtbar! Es war so laut, da haben sich sogar die Schülerinnen und Schüler beschwert und die sind ja sonst eigentlich die Lärmenden hier!»
Da meldet sich auch der Muschelschaler zu Wort «Oh ja, immer diese Schüler. Oder naja, wahrscheinlich sind die Lehrpersonen schuld. Immer vor den Sommerferien kommen sie mit ihren Keschern und schleppen uns ins Haus. Wahnsinnig hell ist es da und dann stecken sie uns unter so ein Ding und schauen uns an. Ich glaub, die Schülerinnen und Schüler interessiert es gar nicht, aber die Lehrpersonen…»
«Oh, ja», erinnert sich auch die Libellenlarve. «Dieses Theater: oh, eine Libellenlarve, wie schön», äfft sie die Begeisterung der Lehrerin nach. «Ach und von uns gibt’s gaaanz viele», ergänzt das Ruderfusskrebschen genervt. «Dabei sind doch auch wir alle einzigartig!» Sofort fällt auch dem Wasserfrosch noch etwas ein: «Ja, das stimmt, vor den Ferien ist es am schlimmsten! Irgendein Lehrer hat anscheinend mal ein Glace versprochen für die Person, die einen Frosch fängt! So eine Frechheit! Aber zum Glück sind wir schnell…».
«Und dann war da ja auch noch dieser Lölitag, zum Glück gibt es den nicht mehr», ruft die Wasserschnecke. Lölitag? Wundern sich die beiden Enten. Sind sie hier nicht im ruhigen Paradies gelandet? Von oben sah es doch so friedlich aus. Die Mückenlarve erklärt. «Ach, eigentlich ist es hier schon ganz in Ordnung, darum sind hier auch so viele Arten. Und irgendwie sind die Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen ja eh die meiste Zeit im Urlaub oder krank.»
«Es gibt einfach ein paar, die ticken manchmal aus», ergänzt der Rückenschwimmer, «dann werfen sie Müll ins Wasser oder holen Wasser, um sich zu kühlen oder wollen baden, und das in unserem Teich! Zum Glück kam es in meinem Leben nur einmal vor.» Der Gelbrandkäfer erklärt: «Wir sind hier ja wirklich eine schöne Gemeinschaft und werden am liebsten gar nicht gestört!»
Der Wasserläufer beruhigt die beiden Enten schnell: «Aber ihr seid natürlich herzlich willkommen! Für euch gibt es reichlich Algen zum Fressen und während der Sommerferien und im Winter ist es hier auch wirklich herrlich ruhig.» Doch der Teichmolch erinnert sich: «Ruhig im Winter? Na, das dachte ich mir auch mal. Als ich letzten Herbst wie gewohnt mein Winterquartier im Steingarten aufsuchte, war ja auch noch alles in Ordnung. Aber dann, mitten in meiner Winterstarre, wurde ich von zwei Jungs geweckt. Erst haben sie laut gemotzt, weil sie ihren Ersatzdienst nicht machen wollten und dann buddeln sie mich aus! Und lassen mich auf einem Stein liegen. Halb aufgetaut bin ich dann wieder unter die Steine gekrabbelt, aber richtig ruhig wurde es da nicht mehr. Viel zu früh bin ich wieder zurück in den Teich gekommen.»
«Hach, ist das alles aufregend hier», gähnt der Wasserfrosch und singt für alle ein Schlaflied. Doch nach besinnlichen Wochen voller Erzählungen von kleinen und grossen Seen erwacht der Schulhof wieder zum Leben. Furchtbar aufgeregte Erstklässler stehen viel zu früh rund um den Teich. «Wow, es hat sogar Enten!», «Oh wie süss, ich will sie streicheln!»
«Nix wie weg», ruft Emma. «Vielen Dank für eure Gastfreundschaft, aber jetzt wissen, wir was ihr meint», sagt Emil und lacht. Die beiden flattern laut schnatternd zurück zum Bodensee. «Hach ja, ein neues und hoffentlich ruhiges Schuljahr beginnt», quakt der Wasserfrosch und verschwindet mit einem lauten Platsch unter den Seerosenblättern.